OOft werde ich gefragt “was ist Hypnotherapie?” “Verliere ich in der Hypnose meine Willenskraft?” “Wie ist die Wirkungsweise von Hypnotherapie?” In diesem Blogbeitrag möchte ich diese Fragen in Form eines kurzen thematischen Überblicks beantworten.
Hypnotherapie ist ein wissenschaftlich fundierter psychologischer Heilkundeansatz, der den unerschöpflich großen Reichtum des Unbewussten nutzt. das Unbewusste beinhaltet alle nicht bewusst ablaufenden und gesteuerten psychischen und physischen Vorgänge, Kräfte und damit auch die verborgenen, nicht genutzten persönlichen Ressourcen und Kompetenzen. Es handelt sich um eine sehr alte Heilmethode, deren Mechanismen bereits im 18ten Jahrhundert wissenschaftlich untersucht wurden. Als eine vielseitige therapeutische Methode ist sie bei unterschiedlichsten somatischen und psychischen Erkrankungen wissenschaftlich anerkannt und wird erfolgreich eingesetzt.
Allgemeines zur Hypnose
Hypnose hat einerseits eine mystische, andererseits eine medizinische Tradition. So ist sie sowohl in magischen Formen der Geistheilung, traditionellen und religiösen Riten sowie Wegen des spirituellen Wachstums zu finden, jedoch auch in einer Vielzahl von wissenschaftlichen Untersuchungen im klinischen und experimentellen Bereich.
Als Hypnose wird sowohl das Verfahren als auch der aus diesem Verfahren resultierte Zustand eines veränderten Bewusstseins bezeichnet. Das veränderte Bewusstsein ist die Trance. Trancephänomene sind nichts Ungewöhnliches. Jeder kennt sie aus Alltagserfahrungen. Zustände der Trance erfahren Sie beispielsweise bei sehr konzentriertem Arbeiten, künstlerischem Schaffen, beim Musizieren, Musik hören sowie bei spielerischer und sexueller Betätigung.
In der hypnotischen Trance kommt es zu einer Vielzahl physiologischer Veränderungen. Festgestellt wurden z.B. vermehrter α‑Rhythmus im EEG; erniedrigte Herzfrequenz, Blutdruck, Atemfrequenz und Muskeltonus; verminderte Ausschüttung von Stresshormonen wie Kortisol und Katecholaminen; zudem hirnphysiologische Veränderungen wie Lateralisierung von Hirnaktivität und Hemmung frontaler Hirnregionen.
Die hypnotische Trance führt zu einer veränderten Zeitwahrnehmung, verstärkt bildlichem und imaginativem Denken, starker Aufmerksamkeitsfokussierung sowie erhöhter Flexibilität des Denkens und Fühlens. Das eingeschränkte Alltagsdenken und der Verstand werden „gelockert“. Neue Assoziationen werden zugelassen. Eine innere Offenheit für vergessenes, alternatives, neues, oder gar visionäres Denken und Erleben wird möglich. Gleichzeitig wird Störendes ausgeblendet. So kann das Wesentliche festgehalten und kreativ bearbeitet werden.
Hypnotische Trance hat nichts mit Schlaf, Willenlosigkeit, Bewusstlosigkeit oder Fremdsteuerung zu tun. Tatsächlich gilt, dass unter Hypnose keine Dinge geschehen können, die die betreffende Person nicht möchte. In der Hypnose kann nicht gegen den Willen des Hypnotisierten gewirkt werden. Vielmehr werden durch Hypnose die bewusst getroffenen Entscheidungen zur Veränderung und die gesetzten Ziele unterstützt. Der Therapeut hilft durch die Hypnose lediglich, den Willen des Klienten zu stärken und benötigte Ressourcen, zu denen der bewusste Verstand wenig Zugang hat, zu aktivieren und zu fördern. Hypnotherapie ist im Grunde ein Selbstheilungsverfahren.
Allgemeines zur Hypnotherapie
Eine hypnotherapeutische Sitzung wird in der Regel mit einer Tranceinduktion eingeleitet. Die Tranceinduktion hat den Zweck, den Übergang von „normalen“, alltäglichen mentalen Verarbeitungsprozessen zu Trancereaktionen zu ermöglichen.
Im therapeutischen Rahmen erfolgt durch den Zustand der hypnotischen Trance eine Unterbrechung der hinderlichen Denk- und Erlebensmuster. Es können psychotherapeutische Behandlungssuggestionen, und Veränderungen von belastenden Wahrnehmungs- und Erlebensprozessen wirksam werden. Insgesamt werden eine kreativere Bearbeitung von Problemen, sowie das „innere Loslassen“ von ungewollten Gewohnheiten und Verhaltensweisen möglich.
Der Einsatz der Hypnose als therapeutisches Verfahren wird mit dem Klienten stets vorbesprochen. Dabei wird auf alle Fragen und eventuelle Unsicherheiten ausführlich eingegangen. Erst danach wird mit dem Einverständnis des Klienten die hypnotherapeutische Methodik zielorientiert angewendet. Die moderne Hypnose wird in der Regel weniger direktiv durchgeführt und kann sowohl im Sitzen als auch im Liegen stattfinden.
Für Zwecke einer längerfristigen Anwendung, z.B. bei Einschlafstörungen, psychosomatischen Beschwerden, chronischen Schmerzen und bei Bedarf, erhalten Sie eine akustische Aufzeichnung Ihrer Hypnosesitzung mit nach Hause, um einen Übergang zur Selbsthypnose herzustellen. So können Sie die Hypnose auch in Eigenregie weiter anwenden. Dadurch kann im Falle eines enger umschriebenen Problems bereits eine hypnotherapeutische Sitzung sehr hilfreich sein.
Weiterführende Literatur für Interessierte:
- Blohm, W. (2015) Selbsthypnose und Hypnotherapie: Neue Wege bei Ängsten, Schmerzen, Stress und Depression (4. Aufl.). München: mvgVerlag
- Bongartz, W. & Bongartz B. (2015) Hypnose. Wie sie wirkt und wem sie hilft. Hamburg: Nikol Verlagsges.mbH